Nebenjob mit Hämophilie A

Trotz Erwerbsminderung einen Beitrag leisten: Mein Nebenjob

Seit 2010 erhalte ich Erwerbsminderungsrente, wofür ich lange, lange Zeit gekämpft habe. Vorangegangen ist ein jahrelanges Verfahren mit der Deutschen Rentenversicherung, welche meine Krankheit und die daraus resultierenden Beschwerden nicht akzeptieren wollte. Trotz allem habe ich es geschafft, dass ich die mir zustehende Erwerbsminderungsrente erhalte.

Die ersten fünf Jahre meines Rentnerdaseins habe ich meinem Körper eine komplette Auszeit gegeben. Ziel war es, mich nach all den durch die Erkrankung verursachten Beeinträchtigungen zu regenerieren. Ich wollte mich und meinen Körper, insbesondere meine Gelenke, schonen, um für die Familie und vor allem für die Kinder weiterhin da sein zu können. Im Jahr 2015 fing meine Frau nach langer Zeit des Zuhauseseins, der Kinderbetreuung und des „Mich-Aufpäppelns“ wieder an zu arbeiten. Und auch ich wollte nicht mehr tagein, tagaus zu Hause verbringen, sondern wieder raus in die Welt. Ich wollte wieder unter Menschen sein, mal was anderes hören und sehen und nicht nur den Alltag in den eigenen vier Wänden mit Kind und Kegel.

Ich machte mir ernsthafte Gedanken darüber, ob vielleicht ein Nebenjob für mich eine Lösung sei. Ja – dieser Gedanke kam für mich tatsächlich in Betracht. So langsam entwickelte ich Ideen, welche Branche für mich in Frage kommen könnte und wo ich mit meiner Hämophilie und den damit verbundenen Beschwerden und Gelenkproblemen arbeiten könnte. Ich wollte einfach wieder unter Leute kommen, etwas für mich und mein Selbstbewusstsein tun. Denn das hatte im Laufe der letzten Jahre sichtlich gelitten. Und ich fand etwas Passendes für mich: einen Job bei einer Veranstaltungs- und Sicherheitsfirma in Berlin – genial!!!

 

Los geht‘s!!!

Ich habe mich beworben. Schnell hatte ich ein Vorstellungsgespräch und für mich war klar: Ich versuche das, ich will das, ich schaffe das! Das war im Oktober 2015. Ruckzuck gab es die ersten „Aufträge“: Taschen- und Einlasskontrollen waren meine ersten Aufgaben. Danach folgte eine Schulung für den Sicherheitsbereich und ich erhielt dafür auch gleich einen Prüfungstermin. Der war allerdings recht zeitnah … und es hieß: Lernen!!! Zu Hause wälzte ich das dafür gekaufte Buch, lernte eine Menge auswendig und merkte schnell, dass ich noch was „leisten“ konnte. Meine Prüfung bestand ich mit Bravour – ich war megastolz auf mich. Und danach wurden an mich ganz andere, hochwertigere Aufträge vergeben. Mal verbunden mit viel Bewegung, mal mit weniger Bewegung. Und Gedanken über meine Gelenke und eventuell auftretende Schmerzen waren für mich ganz weit entfernt. Denn meine Prophylaxe und das Einnehmen von Schmerzmitteln waren die beste Vorbeugung, um alle möglichen Beschwerden einzudämmen.

Stars & Sternchen live erleben

Also absolvierte ich ganz gut mal etwas kürzere, aber auch längere Termine in meinem Nebenjob. Ich hatte plötzlich das Privileg, viele bekannte Gesichter aus Film, Fernsehen, Politik, Musik und Kultur treffen und begleiten zu können. Und das auch nur, weil ich mich getraut habe, trotz meiner Erkrankung nochmal nach vorne zu gehen. Einen Ausgleich für mich zu finden, der mich darin bestärkt, noch etwas wert zu sein. Etwas wert zu sein in der Gesellschaft und in meiner Familie.

Diesen Nebenjob mache ich nun schon seit drei Jahren und jeder Auftrag ist immer anders. Aber eines sind sie alle: spannend, voller Überraschungen, anspruchsvoll und immer ein wachsames Auge erfordernd. Zudem zeigt mir jeder Einsatz, dass ich mit meiner schweren Hämophilie, die ich mit meiner Faktor-8-Prophylaxe und Schmerzmitteln behandle, noch in der Lage bin, teilweise etwas im Berufsleben leisten zu können.

Und die Belohnung dafür habe ich in den meisten Fällen. Denn wer kann schon sagen, dass er Stars und Sternchen jeglicher Kategorie hautnah vor sich stehen hat bzw. hatte. ICH auf jeden Fall! Für mich steht fest, dass ich diesen Job solange weiterführen werde, wie es meine Gelenke, mein Körper und die Hämophilie zulassen.

Mein Erkenntnis zum Nebenjob mit Hämophilie A:

Ich habe erkannt: Hämophilie ist kein Hindernis und kein Grund zu resignieren. Man muss nur Mut haben und sich auch etwas zutrauen!


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